Breaking News: Robinhood übernimmt britischen Dienstleister Ziglu

Breaking News: Robinhood übernimmt britischen Dienstleister Ziglu

20.04.2022
Im Frühjahr des Jahres 2013 ging das damalige US-amerikanische Fintech-Start-up Robinhood Markets an den Start. Mit der hauseigenen App wollte der Konzern den Finanzsektor insbesondere im Bereich börsengehandelter Fonds (ETFs) auf den Kopf stellen und revolutionieren. Auch Aktien und Optionen können Nutzerinnen und Nutzer der mobilen und webbasierten Plattform handel. Der Handel mit digitalen Währungen wie dem Bitcoin oder Altcoins von Ethereum bis Zcash spielt beim sowohl durch die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) regulierten und Börsenaufsicht U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) lizenzierten Betreiber seit langem eine zentrale Rolle. Seinen Einfluss auf den europäischen Kryptomarkt versuchte das Unternehmen in der Vergangenheit bereits mehrfach auszubauen. Das Unterfangen, die britische Handelsplattform Ziglu zu übernehmen, war ein solcher Versuch, die eigenen Geschäftsmodelle regional zu erweitern. Von Erfolg war die geplante Übernahme im Jahr 2020 allerdings nicht gekrönt. Im aktuellen, nächsten Anlauf scheint der Plan jetzt aber aufzugeben.

Gerüchte zum Kauf gab erneuten Kaufangebot gab es schon seit Wochen

Fachportale berichten einhellig darüber, der Neobroker aus den Vereinigten Staaten erneut ein Angebot für den Kauf der britischen Kryptobörse unterbreitet hat, das auf fruchtbaren Boden gestoßen ist. Ein zentraler Aspekt des Robinhood-Handelsmodells besteht seit jeher darin, dass die Kundschaft des Anbieters bereits mit extrem geringen Summen (ab nur einem Cent) Investitionen in Aktien vornehmen kann. Der Ansatz erwies sich als erfolgreich. 2020 verzeichnete die digitale Plattform einen Umsatz von fast 960 Millionen Euro – bei steigender Tendenz. Auf eine Erweiterung des Angebots auf den Markt in Europa hatten angesichts der frühen Erfolge viele Interessenten gehofft. Indes: Der Schritt, diese Expansion mittels Kauf der Börse Ziglu voranzutreiben, scheiterte. Vorerst jedenfalls.

Gute Argumente für die Übernahme des britischen Anbieters Ziglu

Dass sich das Management im Hause Robinhood ausgerechnet für die Kryptobörse Ziglu als möglichen Übernahmekandidaten entschieden hatten, kam für viele Experten nicht unbedingt überraschend. Denn Ziglu kann eine begehrten britischen Lizenzen vorweisen. Nur knapp über 30 Börsen für den Handel mit Kryptowährungen haben die zuständigen Behörden im Vereinigten Königreich bisher vergeben. Das Zulassungsverfahren der britischen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) gilt – selbst im Vergleich mit anderen, teils sehr kritischen Ländern Europas – als besonders streng. Erst im Februar dieses Jahres hatte es Gerüchte gegeben, Robinhood wolle Ziglu als neue „Tochter“ im Konzern willkommen heißen. Dass die Übernahme jetzt sprichwörtlich unter Dach und Fach ist, könnte sich für den US-Konzern als Glücksgriff erweisen. Aus mehreren Gründen. Zum einen ermöglicht das britische Unternehmen eben nicht nur den direkten Handel mit Kryptowährungen.

Darüber hinaus umfasst das Portfolio auch eine Debitkarte, deren Inhaber Käufe mit digitalen Währungen tätigen können. Zusätzlich runden sogenannte Zinskonten den derzeitigen Service des Unternehmens ab. Wichtiger dürfte aber sein, dass Ziglu als einer der ersten Dienstleister der Branche inzwischen den neuen Prozess zur Zertifizierung in Großbritannien mit Erfolg hinter sich gebracht hat.

US-Kryptobörse hatte wie viele Anbieter mit Rückschlägen zu kämpfen

Erst im November des vergangenen Jahres übrigens hatte Ziglu seine aktuellste Finanzierungsrunde abgeschlossen. Im Rahmen dieser Maße brachte es das Unternehmen auf eine Bewertung in Höhe von umgerechnet knapp über 100 Millionen Euro. Direkt nach den Ostertagen bestätigte Robinhood die Ziglu-Übernahme in einer offiziellen Meldung. Der US-Anbieter will durch den Kauf des Londoner Unternehmens auch eine größere Rolle auf dem gesamten Kryptomarkt in Europa spielen. Für viele Analysten steht fest: Der Deal ist für Robinhood mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts weniger ein Meilenstein mit Blick auf das angestrebte Wachstum. Im vergangenen Jahr musste der Anbieter (wie mancher Mitbewerber) in Verbindung mit dem „GameStop-Kaufrausch“, der wohl dauerhaft in die Geschichte des globalen Kryptomarktes eingehen dürfte, einen spürbaren Performance-Dämpfer hinnehmen.

Robinhood-CEO: Gemeinsam wachsen und Kunden mehr Service bieten

Der Robinhood-Mitgründer und -CEO hielt sich bezüglich der Übernahme nicht mit positiven Einschätzungen zurück. Die Ziglu-Übernahme werde eine wichtige Hilfe sein, um den Expansionskurs schneller als in der Vergangenheit zu verfolgen. Dabei versprechen sich die Verantwortlichen auf beiden Seiten Vorteile von der Einbindung in die Unternehmensfamilie von Robinhood. Das erklärte Ziel: Man wolle das Beste aus beiden Welten nutzen, um noch innovativer zu agieren und nicht zuletzt Hürden beim Handel (wohl gerade auch auf dem Kryptomarkt) in Großbritannien und Europa insgesamt abbauen. Dies geht unter anderem aus einem Beitrag im Robinhood-Blog hervor. Bezüglich der Konditionen der Übernahme hüllen sich beide Unternehmen vornehm in Schweigen. Dabei beruft man sich auf die Vereinbarungen nach Rücksprache mit den involvierten Aufsichtsbehörden.

Unternehmen äußern sich erfreut über die neue Zusammenarbeit

Ziglu nahm im Jahr 2018 seine Geschäfte auf. Nutzer der Plattform können Zahlungen abwickeln, Investitionen in Kryptowährungen tätigen und zudem Zinsen aus Transaktionen in Bitcoin und britischen Pfund erzielen. Nicht nur im Hause Robinhood verweist man auf die Parallelen der Geschäftsziele. Ziglu-CEO Mark Hipperson betonte die gemeinsamen Ziele seinerseits in ersten Stellungnahmen. Man wolle dem neuen Mutterkonzern bei der Expansion in Europa helfen. Auch gehe es darum, „Millionen Kunden“ in Europa einen einfacheren und besseren Zugang zu digitalen Währungen ermöglichen. Hipperson ist nicht nur Geschäftsführer von Ziglu, sondern ebenfalls Gründer des Anbieters. Ein überzeugendes Argument für die Übernahme durch Robinhood war laut Vlad Tenev auch die „beeindruckende Arbeit“ des Ziglu-Teams seit dem Marktstart.