Zinsen für Ratenkredite seit Jahresbeginn um 35 Prozent im Plus

10.10.2022
Die Kreditspezialisten des Portals Verivox haben sich zum Ende des dritten Quartals 2022 erneut die Entwicklungen auf dem deutschen Kreditmarkt angeschaut. Basis der Auswertung waren die gemeldeten Daten von insgesamt 13 der insgesamt 23 Banken und Vermittlungsanbieter, die Angebote über die Plattform des Vermittlers offerieren oder entsprechende Kontakte bereitstellen. Zehn Partner haben sich somit nicht an der Befragung beteiligt. Weiterhin haben sich die Experten auf den Median-Zins konzentriert. Er gilt allgemein als repräsentative Größe für den Großteil aller Verbraucher, die über Verivox Darlehen beantragen und letztlich auch abschließen. Rund jeder zweite Kreditnehmer erhielt seit Anfang 2022 bei Vertragsabschluss eben diesen Zins oder ein Angebot zu günstigeren Konditionen. Ebenso wichtig ist der Hinweis darauf, dass insgesamt fast eine Million Angebote für Finanzierungen in die Analyse eingeflossen sind. Der eigentliche Kredit auf dem Markt dürfte für die meisten Leser keine Überraschung sein.
Die Zinsanhebungen – zunächst durch die Federal Reserve in den USA – haben für einige Turbulenzen gesorgt. Das Ausmaß der Marktveränderungen als Folge des Krieges, die hohe Inflation und zuletzt mehrere Steigerungen der Leitzinsen in Europa durch die Währungshüter der EZB fällt hingegen gravierender als von manchem Analysten vorhersagt aus.
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Günstige Darlehen mit besonders deutlichem Anstieg
Um sage und schreibe 35 Prozent sind die Kosten für marktübliche Ratenkredite nach Berechnungen des Portals Verivox im Durchschnitt gegenüber dem Jahresbeginn gestiegen. Besonders deutlich fällt der Trend im Bereich der günstigen Angebote auf dem Markt aus. Hier ermittelten die Experten gegenüber den Konditionen aus dem Januar dieses Jahres gar ein Plus von 65 Prozent. Das subjektive Gefühl vieler Darlehensnehmer, die in den vergangenen Monaten erneut Angebote eingeholt haben, trügt also keineswegs. Bis auf einen einzigen Kreditanbieter haben alle an der Umfrage beteiligten Institute binnen drei Monaten die Zinsen angehoben. Wissenswert: Der nicht berücksichtigte Finanzierer hatte die Frage nicht beantwortet. Für das Vergleichsportal steht fest, dass sich die Kreditinstitute im Grunde flächendeckend am zuletzt offensichtlichen Trend des Marktes orientiert haben. Anfang 2022 lag der Zins für Ratendarlehen im Durchschnitt bei 4,98 Prozent.
Inzwischen liegt der Durchschnittswert auf dem Markt insgesamt bei 6,72 Prozent. Dies entspricht für den Gesamtmarkt einem Plus in Höhe von 35 Prozent – wie gesagt, gemessen an einer Million über das Portal gestellte Anfragen.
Experte erwartet weitere Entwicklung zulasten der Kreditnehmer
Die Daten sind insofern belastbar, als die durchschnittlichen Zinssätze das Ergebnis der Angebote von mehr als 20 Banken sind. Bei eben diesen stellt Verivox auf einen Schlag für Kunden Anfragen. Als mittleren Zinssatz für das sogenannte „günstige Marktsegment2 gibt die Analyse einen Wert von 4,92 Prozent an. Hier ergibt sich der Anstieg um 65 Prozent aus der Gegenüberstellung zum Durchschnittswert von 2,98 Prozent vom Jahresbeginn. Oliver Maier, seines Zeichens Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, äußert sich angesichts der Datenlage eindeutig. Nachdem die Zinsen für Ratenkredite über Jahre konstant stark gesunken waren, präsentiert sich auf dem Markt nun ein Aufwärtstrend „historischen Ausmaßes“. Maier bestätigt in seiner Stellungnahme einmal mehr die Bedeutung der EZB-Entscheidungen auf die derzeitige Entwicklung.
Zinsanpassungen nicht erst im Nachgang der EZB-Entscheidungen
Richtig sei aber, dass eine Vielzahl Banken schon vorab die Erwartung einer Zinswende eine Einpreisung bei den geltenden Konditionen vorgenommen habe. Die Zinsen sind also nicht erst gestiegen, nachdem die Europäische Zentralbank im Juli dieses Jahres nach jahrelanger Nullzinspolitik eine Anhebung angekündigt hatte. Ein Ende des Zinsanstiegs hält der Experte für unwahrscheinlich. Vielmehr dürften die Zinsen für Kredite fürs Erste weiter zulegen. Es ist vor allem die Unsicherheit, die nach Auffassung der meisten Kreditinstitute für eine Fortsetzung des derzeitigen Trends spricht. Acht der 13 von Verivox befragten Banken erwarten einen weiteren Zinsanstieg. Lediglich drei der beteiligten Kreditinstitute rechnen damit, dass sich das Zinsniveau auf dem momentanen Niveau halten wird. Einen Rückgang der Zinsen kann sich kein Institut vorstellen.
Darlehensnehmern drohen schärfere Regeln bei Antragstellung
Die Angst vor einer drohenden Rezession sowie die Gefahr von Zahlungsausfällen aufgrund der hohen Inflation werden von Kreditmarkt ebenfalls als wesentliche Probleme wahrgenommen. Verivox-Experte Maier betont, dass diese Risiken gleichermaßen von vielen Kreditgebern längst eingepreist würden. Die genannten Risiken übrigens dürften Kreditnehmer in spe noch in anderer Weise zu spüren bekommen. Fünf der drei befragten Banken gaben an, Regeln zur Kreditvergabe im dritten Quartal des laufenden Jahres bereits überarbeitet zu haben. Drei weitere Institute erwarten bis Jahresende eine strengere Vergabepolitik im eigenen Unternehmen. Die Beantragung eines Darlehens könnte für viele Interessenten somit zunehmend schwieriger werden. Höhere Einkommensgrenzen für die Bewilligung von Krediten oder genauere Kontrollen laufender Kosten sind zukünftig zwei mögliche Folgen für potenzielle Kreditnehmer.