Euro verliert nach leichter Erholung weiter

Euro verliert nach leichter Erholung weiter

30.09.2022
Für kurze Zeit sah es so aus, als könnte sich die Gemeinschaftswährung Euro trotz der angespannten Wirtschaftslage endlich etwas stabilisieren und ruhigere Fahrwasser ansteuern. Doch schon früh zeichnete sich ab, dass viele Analysten die Lage mit dem Hinweis auf die vermeintliche Ruhe vor dem Sturm richtig eingeschätzt hatten. Seit dem Ende der letzten Handelswoche und bis in die neue Woche ab dem 26. September schien sich die Stimmung etwas zu erholen. Von Dauer war die Entspannung zum Leidwesen zahlreicher Teilnehmer auf dem Devisenmarkt leider nicht. Nach der erneuten Ruhephase in den Morgenstunden des Dienstags (27.09.2022), fand die leicht optimistischere Grundstimmung ihr jähes Ende. Nur wenige Stunden reichten, um wieder stärkere Kursausschläge auszulösen. Erfreulich war der kurzfristige Trend insofern lediglich für Forex-Trader, die mit weiteren Verlusten rechnen und sich nun in ihrer Erwartung bestätigt sehen. Eine Reaktion der Europäische Zentralbank ließ nicht lange auf sich warten.

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Devisen- und Aktienmarkt im Zeichen der Notenbank-Entscheidungen

Gründe für den schwachen Euro gibt es dieser Tage mehr als genug. Der anhaltende Rekordkurs der Inflation und der damit verbundene Preisdruck auf die Märkte belastet Europas Gemeinschaftswährung auch weiterhin deutlich. Währenddessen treibt der erneut angehobene Leitzins neben den Renditen für Staatsanleihen auch die Zinssätze auf dem Kreditmarkt in die Höhe. Infolge der EZB-Entscheidungen musste der Deutsche Aktienindex (DAX) zur Wochenmitte abermals Federn lassen. Bis zum späten Mittwochmorgen büßte der deutsche Leitindex nochmals rund zwei Prozent seines Wertes ein und notierte deutlich unter 12.000 Punkten. Die seit der vergangenen Woche erkennbare Unsicherheit der Anleger lässt sich unter anderem mit den Meldungen aus Großbritannien zu Steuersenkungen in wesentlichen Maße erklären.

Die britische Regierung sorgte mit neuen Plänen zum Budget für Verwirrung unter Anlegern. Bei Redaktionsschluss kostete ein Euro knapp unter 0,955 US-Dollar – ein erneutes Minus um mehr als ein halbes Prozent binnen fünf Tagen.

Hohe Energiekosten drücken den Kurs des Euro ebenfalls

Ohne Frage hinterlassen auch die neuesten Entwicklungen im Energiesektor einen bleibenden Eindruck beim Euro. Hatte der internationale Gaspreis zeitweise stark nachgegeben, sorgten die Berichte über Lecks als Folge vermeintlicher Sabotage an den beiden wichtigen Pipelines North Stream 1 und 2 über einen satten Preissprung. Die Angst vor einem möglichen Ausfall der Gaslieferungen aus Russland bei immerhin einer der beiden Versorgungsrouten führte am Dienstag zu einem Anstieg des Preises um etwa 20 Prozent. Auch dies lastet schwer auf dem Euro-Kurs. Hinzukommen schlechte Aussichten für die europäische Konjunktur und das abgesackte deutsche Konsumklima. Nach Angaben der Marktforscher aus dem Hause GfK erreichte der Konsumklimaindex aufseiten der Verbraucher einen historischen Tiefpunkt. Der betreffende Index kam für den Oktober bei minus 42,5 Punkten (-5,7 Punkte) an. Hohe Energiekosten und sind laut den Analysten nur ein Grund, weshalb deutsche Verbraucher ihren Konsum nochmals reduzieren.

Zuletzt sind es die Aussagen der EZB und anderer Währungshüter, die den Euro auf ein noch tieferes Niveau befördern könnten. Das Gros der Notenbanken will trotz der vielen Belastungen an ihrer straffen Geldpolitik festhalten. Der Hintergrund: Stetige Anhebungen der Leitzinsen könnten – anders als von der EZB erhofft – durchaus einen gegenteiligen Effekt haben und am Ende sogar einen nochmaligen Anstieg der Inflation in Europa nach sich ziehen. Zumindest mittelfristig, wie einige Analysten warnen.

Dollar von positiven Nachrichten aus den USA beflügelt

Eine Vielzahl für den Devisenmarkt relevanter Meldungen verursachte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch einen deutlichen Kursanstieg beim US-Dollar. Der Euro verlor dementsprechend umgehend an Wert. Ungeachtet der zum Teil auch kritischen Stimmen bekräftige EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur Wochenmitte nochmals, die Zentralbank sei fest entschlossen, die hohen Inflation zu bekämpfen. Die nächsten EZB-Sitzungen werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren spürbaren Zinsanhebungen führen. Dies jedenfalls kündigte Lagarde im Umfeld einer Frankfurt stattfindenden Veranstaltung des Atlantic Council und der Vertreter der Atlantik-Brücke an. Ein Verzicht auf weitere Anpassungen der Leitzinsen würde schlicht bedeuten, dass die EZB ihrem „Auftrag zur Gewährleistung von Preisstabilität“ nicht gerecht würde. Dies wiederum würde der Wirtschaft umso größeren Schaden zufügen. Das klare Ziel der Notenbank bleibe ein „mittelfristig stabiles Preisniveau“ von zwei Prozent für den Euroraum. Ob die Entschlossenheit tatsächlich neue Inflations-Höchststände verhindern kann, bleibt abzuwarten.

Verbraucher und Experten rechnen mit Rezession

Der nächste Zinsschritt jedenfalls dürfte bereits im Rahmen der kommenden regulären Sitzung des EZB-Rats Ende Oktober erfolgen. Auf die Rezessionsangst und Forderungen nach Energiepreisbremsen haben die Aussagen der EZB-Chefin vorerst keinen erkennbaren positiven Einfluss. Eine erste rezessive Wirtschaftsentwicklung ab dem Jahresende und bis weit ins neue Jahr wird immer wahrscheinlicher. Einmal mehr spielen Zins-Maßnahmen der Europäischen Zentralbank bei den Warnungen vieler Wirtschaftsinstitute eine zentrale Rolle.