Verivox-Studie zum Kreditbedarf – so verschieden fällt die Nachfrage im Land aus

06.03.2023
Verbraucher, die in den vergangenen Monaten Kreditanträge gestellt haben, mussten am eigenen Leibe die Auswirkungen der derzeitigen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank erfahren. Während Zinsanstiege bei Sparmodellen wie Tagesgeld und Festgeld nur langsam in Gang kommen, machten sich viele Banken die Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate im Kreditbereich schneller zunutze. Die Folge waren vielerorts nicht nur schnelle Anpassungen bei Dispokrediten. Auch und gerade für neue Baufinanzierungen zahlen Kreditnehmer mittlerweile spürbar höhere Zinsen als noch vor einem oder zwei Jahren. Glücklich schätzen können sich all jene Kundinnen und Kunden, die sich noch rechtzeitig dauerhaft niedrige Zinsen sichern konnten. Der Kreditbedarf aufseiten der Bürgerinnen und Bürger ist wegen hoher Lebenshaltungskosten und Energiepreise faktisch gestiegen. Eine aktuelle Studie des Vergleichsportals Verivox fördert in diesem Punkt interessante Einsichten zutage. Die Nachfrage nach Darlehen nämlich fällt regional teilweise sehr unterschiedlich aus.
Inhaltsverzeichnis
Brandenburg mit großem Abstand führend
Eine erste statistische Erkenntnis dieser Tage: Jede/r Deutsche bringt es im Durchschnitt auf Schulden in Höhe von 21.800 Euro. Die Aufschlüsselung nach Bundesländern weist den Bedarf im Bundesland Brandenburg als besonders hoch aus. Grundlage für die Analyse waren all jene Kredite, die über die Plattform von Verivox im Zeitraum von Januar des ersten Kriegsjahres 2022 bis zum Ende des ersten Monats 2023 entweder beantragt oder schlussendlich auch zu einem Abschluss abgeschlossen wurden. Die Analysten kamen für den Referenzzeitraum zu dem Ergebnis, dass brandenburgische Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um 20 % ein Darlehen aufgenommen haben. Platz zwei ging in diesem Zeitfenster mit 15 % an ein weiteres ostdeutsches Bundesland. Nur knapp dahinter liegt der Stadtstadt Hamburg mit einem Wert, der um 14 % über dem Schnitt im gesamten Land lag.
Armer Osten, reicher Süden? Kreditnachfrage sieht starke Diskrepanz
Was sich hierbei wie so oft in den vergangenen Jahren (oder gar Jahrzehnten) zeigt, ist das oft erwähnte Nord-Süd-Gefälle. Eben dieses spielt seit jeher in unterschiedlichsten Zusammenhängen eine zentrale Rolle. Im positiven Sinne stehen im Ranking die Verbraucherinnen und Verbraucher in den süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg am Ende der Skala. So bleibt die bayerische Nachfrage um 11 % hinter dem bundesweiten Durchschnitt der über Verivox angefragten bzw. bewilligten Darlehen zurück. Immerhin 10 % unter dem Bundesschnitt lag der Bedarf in Baden-Württemberg.
Wer neue Kredite beantragt, bringt häufig schon Schulden mit
Interessante Einblicke zeigt die Auswertung der Experten auch, wenn es um die Ausgangssituation neuer Antragsteller und Darlehensnehmer geht. Rund ein Fünftel aller Nutzerinnen und Nutzer des Verivox-Kreditvergleichs gaben bei Antragstellung bereits existierende Verbindlichkeiten an. Von dieser Gruppe wiederum zahlt etwa jede/r Zweite schon mehrere Kredite ab. Bei etwa 25 % handele es sich gar um drei oder mehr laufende Finanzierungsverträge. Verivox-Spezialist Oliver Maier betont in diesem Zusammenhang auf einen wichtigen Aspekt. Häufig sei Verbrauchern nicht einmal bewusst, dass sogenannte Ratenfinanzierungen nichts anderes als Kredite seien – ganz gleich, ob es sich hierbei um die Bezahlung eines Online-Kaufs von Elektronikartikeln, Möbeln oder anderen Produkten in monatlichen Raten handelt. Damit haben all diese Anschaffungen, bei denen stets auch eine Bank als Geldgeber involviert sei, Einfluss auf die Bonität und damit auf die Erfolgschancen bei weiteren Finanzierungsanträgen.
Kreditnehmer sollten Ratenkäufe durch „richtige“ Darlehen ersetzen und umschulden
Oliver Maier empfiehlt Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern deshalb unmissverständlich, über Umschuldungen nachzudenken. So könnten mehrere Kredite mittels Bündelung in ein einziges Kreditmodell umgewandelt werden. So ließe sich am einfachsten für die Zukunft verhindern, dass mehrere Belastungen auf einmal direkte Auswirkungen auf die individuelle Kreditwürdigkeit haben. Frühere Umfragen und Studien haben immer wieder gezeigt, dass sich viele Kreditnehmer derlei Chancen entgehen lassen. Nicht selten wegen der unberechtigten Sorge hinsichtlich eines großen bürokratischen Aufwands. Dabei gelingen viele Umschuldungen über Vergleichsportale nach Eingabe offener Schulden bei ausreichender Bonität nicht selten innerhalb weniger Minuten. Auch führen Umschuldungen häufig zu geringeren Gesamtkosten, ganz zu schweigen von der Schaffung eines besseren Überblicks über die eigenen Verbindlichkeiten. Insbesondere die Ablösung teurer Ratenkäufe lohne sich darüber hinaus fast immer.
Denn in diesem Bereich seien nach wie vor oftmals zweistellige Jahreszinssätze an der Tagesordnung, wie Maier in seiner Stellungnahme zur Analyse erläutert. Ein klassischer Ratenkredit (gerade als Folge einer Umschuldung) hingegen sei trotz der derzeitigen Marktentwicklung und steigender Darlehenszinsen in den allermeisten Fällen die preiswertere Alternative.