Kryptowelt im Fokus – Börse FTX steht vor der Insolvenz

Kryptowelt im Fokus – Börse FTX steht vor der Insolvenz

11.11.2022
Spätestens zur Mitte der aktuellen Handelswoche ziehen die Meldungen zur vermeintlichen finanziellen Schieflage der Kryptobörse FTX mit Sitz auf den Bahamas in der Branche weite Kreise. Die Plattform galt für viele Experten lange aus Aushängeschild, wenn es um die Wirtschaftlichkeit und die juristischen Rahmenbedingungen ging. Im Laufe der vergangenen Woche aber überschlugen sich die Ereignisse rund um die Handelsplattform regelrecht. Viele Kunden der Plattform berichteten in sozialen Medien über einen Stopp der Auszahlungen von Handelskonten. Die Gerüchte zur drohenden Insolvenz des Anbieters spitzten sich in den letzten Tag stetig zu. Inzwischen scheint festzustehen: FTX scheint an den eigenen großen Zielen gescheitert zu sein. Insbesondere dürften die Verbindungen zu Alameda Research, einem anderen Unternehmen des FTX-Chefs, Sam Bankman-Fried, Grund für den Zusammenbruch der Börse gewesen sein.

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Aufsichtsbehörden in den USA nehmen Ermittlungsarbeit auf

Inzwischen ist bekannt, dass die US-amerikanische Börsenaufsicht und das US-Justizministerium Ermittlungen zum möglicherweise fehlerhaften Umgang mit dem Geld von Investoren der Kryptobörse FTX aufgenommen haben. Für Nutzer der Plattform aber ist zunächst eine Entwicklung: Seit Anfang dieser Woche können Kunde der Handelsplattform FTX keine Abhebungen mehr vornehmen. Sowohl Auszahlungen in Kryptowährungen (wie etwa in Verbindung mit dem FTX Discount-Token FTT) und Fiatwährungen wurden in dieser Woche ausgesetzt. Selbst bereits in Vorbereitung befindliche Abbuchungen von Handelskonten werden vorerst nicht mehr ausgeführt und mit dem Status „in Bearbeitung“ versehen. Zunehmend zeichnet sich inzwischen ab, dass Auszahlungen auch dauerhaft blockiert werden. Denn angeblich scheinen sich Gerüchte über eine wahrscheinliche Insolvenz der Börse zu bestätigen.

Kurs des FTX Token bricht wegen Gerüchten massiv ein

Folgen hatten die anfänglichen Insiderberichte nicht nur für den FTX Token, der von einem Kurs von etwa 20 US-Dollar am vergangenen Woche bis Redaktionsschluss am 10.11.2022 auf etwa 2,75 USD abstürzte. Auch die Krypto-Leitwährung Bitcoin stand in den vergangenen Wochen im Zeichen der Meldungen zur möglichen FTX-Pleite. Bis zum Donnerstagnachmittag war der Bitcoin Kurs zeitweise auf umgerechnet unter 16.300 Euro gefallen. Allein seit dem 08. November hatte der Preis des Bitcoins einen Rückgang um rund 4.000 Euro binnen zwei Handelstagen hinnehmen müssen. Noch schwerer aber wiegen die Sorgen der FTX-Kunden. Branchenmeldungen über das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit führten zu einer panischen Verkaufswelle. Genauer gesagt: Viele Kontonutzer auf der Plattform wollten infolge der Insolvenz-Gerüchte Gelder abheben, erhielten jedoch den Hinweis, dass eben dies nicht möglich war.

Binance war als Retter in der Not im Gespräch

FTX hatte via Twitter und den eigenen Telegram-Kanal bestätigt, dass Auszahlungen fürs Erste ausgesetzt wurden. Sobald erforderliche Arbeiten an der Plattform abgeschlossen sind, sollen Abhebungen wie gehabt ausgeführt werden. Allein, ob die Börse zeitnah in der Lage sein wird, Verbindlichkeiten zu erfüllen, ist vollkommen unklar. Dies zeigt sich auch daran, dass es frühzeitig Meldungen zu einer möglichen Übernahme des Anbieters durch den Marktführer Binance gab. Zudem hatte sich die Unternehmensführung mit Stellungnahmen zurückgehalten, was in der Branche Spekulationen über eine Firmenpleite ebenfalls als guter Nährboden für weitere Gerüchte erwies. Noch zur Wochenmitte sah es aus, als könnte die Übernahme durch die chinesische Kryptobörse Binance Formen annehmen. Changpeng Zhao, CEO im Hause Binance, hatte per Twitter zeitweise die Gerüchte zum Kauf befeuert. Es war ebenfalls der Binance-Chef „CZ“, der nach ersten Berichten zu einer ersten „unverbindlichen Absichtserklärung“ vermeldete, dass das Unternehmen der Bitte um finanzielle Hilfestellung nicht nachkommen wird.

Konkurrent verabschiedet sich wegen schlechter Geschäftszahlen vom Übernahmeplan

Der Krypto-Riese Binance verzichtet also auf die Übernahme und damit verbundene Kapitalspritzen für den angeschlagenen FTX-Konzern. CZ betonte per Twitter, es handele sich um einen traurigen Tag für die Kryptowelt. Der Binance-Rückzug ist währenddessen für viele Insider Grund genug, von einem schwerwiegenden Problem der Kryptobörse FTX auszugehen. Die Aussetzung der Auszahlungen ist dank Erfahrungen mit anderen Plattformen, die in der Vergangenheit am eigenen Anspruch gescheitert sind, ebenso eine Bestätigung der Insolvenz-Gerüchte. Zuletzt war es die (bei Redaktionsschluss durch FTX nicht bestätigte) Meldung des Nachrichtenportals Bloomberg, die für weitere Einblicke zur Schieflage der Börse sorgte. Sam Bankman-Fried, CEO im Hause FTX, soll Investoren gegenüber inzwischen ein geschäftliches Minus von acht Milliarden Euro bestätigt haben. Angeblich braucht es einen Kapitalzufluss in Höhe von vier Billionen US-Dollar, damit die Börse weiterhin geschäftsfähig bleiben kann. Mit Blick auf die Gerüchte sind derlei Zuflüsse eher unwahrscheinlich.

Kunden und Kreis der Investoren drohen Zahlungsausfälle

Die Lage für Kunden der Handelsplattform ist vor diesem Hintergrund eine denkbar schwierige. Eine baldige Freigabe von Auszahlungsanträgen ist nicht zu erwarten. Experten halten den Rechtsweg für den Fall einer tatsächlichen Börsenpleite für den realistischen Weg zu Erstattungen. Wie bei anderen Börseninsolvenzen in der Vergangenheit könnten Sammelklagen das Mittel der Wahl sein. Doch selbst ein geordnetes Insolvenzverfahren würde erfahrungsgemäß nicht dazu führen, dass Börsenkunden ihr komplettes Guthaben zurückbekommen. Abgesehen davon, dass solche Verfahren langwierig sind – üblicherweise werden Kundeneinlagen nur anteilig erstattet. Experten sprechen akut von Gutschriften im Bereich von lediglich zehn bis 30 Prozent der Gelder, die auf FTX-Konten liegen. Vorausgesetzt, dass langwierige rechtliche Auseinandersetzungen zugunsten der Kundschaft entschieden werden. Die inzwischen veröffentlichte Entschuldigung von FTX-Chef Bankman-Fried, er habe versagt, sind für Kunden der Plattform insofern ein mehr als schwacher Trost.