Tesla-Gründer Musk legt Angebot für Twitter-Kauf vor

Tesla-Gründer Musk legt Angebot für Twitter-Kauf vor

19.04.2022
Das Echo in den sozialen Medien und Nachrichtenportalen hätte wohl kaum größer ausfallen können, als bekannt wurde, dass Tesla-Chef Elon Musk den Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter beabsichtigt. Es wäre ohne Frage eine Entwicklung von historischer Tragweite, sollte das vorgelegte Angebot angenommen werden. Am nötigen Kleingeld fehlt es Musk nicht, schließlich gilt der exzentrische Unternehmer derzeit als mit deutlichem Abstand reichster Mensch der Welt. Sein Vermögen wurde kürzlich von Magazin Forbes auf rund 265 Milliarden US-Dollar geschätzt. Von einem nicht unerheblichen Teil ist Musk nun bereit, sich zu trennen. Bis dato befinden sich neun Prozent der Twitter-Aktien in seinem Besitz. Das soll sich, so der Wunsch Musks, möglichst schnell.



Musk hält eigene Kaufofferte für Twitter-Aktien für fair

Ein entsprechendes Angebot liegt der United States Securities and Exchange Commission (SEC) als zuständiger Aufsichtsbehörde für den Aktienhandel laut einer offiziellen Meldung vor. Für die übrigen Anteilseigner des Social Media-Riesen wäre eine Übernahme aller Aktien in der aktuellen Phase ein mehr als einträgliches Geschäft. Am letzten Handelstag vor den Osterfeiertagen notierte der Kurs der Twitter zeitweise oberhalb von umgerechnet 47 Euro, bevor das Papier im Tagesverlauf nach dem vorübergehenden Hoch eine deutliche Korrektur durchlief. Bei Redaktionsschluss lag die Aktie knapp unter der Marke von 43,50 Euro. Musks Angebot ist ein Preis in Höhe von 54,20 US-Dollar. Experten verweisen darauf, dass Anleger im Falle eines Verkaufs einen vergleichsweise überschaubaren Aufschlag kassieren könnten.

Der Multimilliardär sieht dies erwartungsgemäß etwas anders. Musk hält sein Angebot für durchaus lukrativ und betont, sein Angebot liege über 38 Prozent über dem Aktienkurs vor ersten Berichten zu seinem Einstieg bei Twitter.

Droht Widerstand vonseiten der Twitter-Großaktionäre?

Nichtsdestotrotz ist momentan nicht absehbar, wie es um die Erfolgschancen des Tesla-Gründers für eine vollständige Übernahme der weltweit beliebten Plattform steht. Vor allem ein Aspekt könnte zu einem Hindernis werden. Musk verfolgt nämlich einen klaren Plan. Das Ziel: Twitter soll vom Börsenparkett verschwinden. Dies könnte bei vielen Aktionären auf Ablehnung stoßen. Zumal das große Interesse an Twitter vermuten lässt, dass Musk auch weiterhin an einem Ausbau seines Bestandes an Twitter-Aktien arbeiten könnte. Die Folge dürften dann weiter steigende Preise sein, die Aktionären bei Verkäufen weitaus höhere Gewinne einbringen könnten. Besonders spannend wird sein, wie Großinvestoren auf das Angebot reagieren. Sie würden um ihr Mitspracherecht und Möglichkeit zur Einflussnahme gebracht.

Einige von ihnen verfügen über bis zu acht Prozent des Aktienangebots. Bei „kleineren“ Aktionären könnte die Verkaufsbereitschaft wiederum höher ausfallen. Eben wegen der großen Zahl der Anleger, die Elon Musk für sich gewinnen muss, ist das Ergebnis der Offerte so ungewiss.

Twitters Firmenpolitik könnte vor großer Neuausrichtung stehen

Die Idee zum Ende der Twitter-Aktie erklärt der CEO des Elektroauto-Herstellers mit seiner Vorstellung von der Weiterentwicklung der Plattform. Nur, wenn Aktionäre keinen Einfluss auf die Geschicke nehmen können, könne das „volle Potenzial als Plattform für Redefreiheit“ erschlossen werden. Insbesondere die Werbepolitik des Unternehmens scheint Musk gegen den Strich zu gehen. Er präferiert nach eigener Aussage eher ein Abo-basiertes Geschäftsmodell. Daran, dass wohl niemand außer ihm das „außerordentliche Potenzial“ freisetzen kann, ließ der selbstbewusste Unternehmer wie so oft keinen Zweifel. Auch die Macht großer Aktionäre sieht Musk also zentrales Problem. Aus dem Hause Twitter war bis zum Donnerstagnachmittag (14.04.2022) keine Rückmeldung zu vernehmen. Ob Musk mit Gewalt sein Ziel erreichen kann, steht ebenfalls in den Sternen. Zwar könnte Musk schrittweise durch Ankäufe mehr Macht bekommen und so allmählich eine Mehrheit am Unternehmen erhalten. Durch die Emission neuer Aktien könnte Twitter selbst jedoch eine Art „feindliche Übernahme“ verhindern, zumindest aber erschweren und herauszögern.

Musk: Angebot wird sowohl das erste als auch das letzte sein

Eine Nachbesserung seines Angebots schlug Musk übrigens kategorisch aus. Sollte sein Vorschlag nicht auf die erhoffte Zustimmung stoßen, wäre gar ein Rückzug Musks denkbar. Dies spricht Musk nicht explizit aus. Die Aussage, er müsse bei einer Ablehnung sein Twitter-Engagement möglicherweise neu überdenken, darf aber wohl als indirekte Drohung in Richtung der Aktionäre und vor einem Ausstieg mit entsprechenden Folgen für den Kurs der Twitter-Aktie zu verstehen sein.

Für viele Analysten kommt das Angebot zur Übernahme nicht unbedingt überraschend. Erst am vergangenen Wochenende hatte Elon Musk auf einen Post im Twitter-Verwaltungsrat abgelehnt. Eine Zusage hätte bedeutet, dass Musk dauerhaft maximal 14,9 Prozent der Konzernaktien halten darf. Sicher scheint ungeachtet der kommenden Entscheidungen jedenfalls, dass sich bei Twitter einiges ändern könnte – entweder mit dem Tesla- und SpaceX-Gründer an der Firmenspitze oder vielleicht sogar ganz ohne ihn.